Knigge Süd Afrika

Ist Süd Afrika ein gefährliches Land?

Südafrika führt seit Jahren die Statistiken an, wenn es um Kriminalität geht. Aber wie ist es wirklich im Land?

Ich lebe nun seit 7 Jahren hier. Das ist noch keine sehr lange Zeit, aber dennoch lange genug, um einen Eindruck von der Realität zu bekommen.

Vier Monate und 10 Tage nachdem wir ein Haus in unserer neuen Heimat bezogen hatten, wurden wir beraubt. Während des Einbruchs wurde schnell klar, dass die beiden Eindringlinge uns nicht wirklich verletzen wollten, sondern nur hinter den einfach umzusetzenden Gegenständen her waren. Dennoch…kein sehr beglückendes Erlebnis.

Foto von Maxim Hopman auf Unsplash

Ein Freund wurde auf Loop Street (Stadtmitte Kapstadt) untertags überfallen und seiner Yogamatte, Geldbeutel und Telefon beraubt.

Meine Kinder wurden mehr als nur ein Mal Zeuge von pickpockets in der Stadt, nachts, wenn sie aus den Clubs kamen.

Eine Freundin meiner Tochter wurde während eines Spazierganges mit ihrer Familie vergewaltigt und ermordet.

In short: ja, es gibt Kriminalität jeden levels hier – so wie im Rest der Welt auch.

Wie kann man so etwas verhindern?

Im Fall unseres Einbruches ist das ganz einfach: erst genau erkundigen – dann ein Haus mieten. Unsere Vermieterin hatte uns verschwiegen, dass schon 7 mal (!) in das Haus eingebrochen wurde, welches wir von ihr mieteten. Wir zogen in der Hochsaison nach Kapstadt, dann, wenn alles ausgebucht ist und jeder, der auch nur ein Zimmer erübrigen kann auf den Airbnb Zug aufspringt. Ich hatte schlichtweg kein anderes Haus gefunden, das für uns passte…

Das Haus lag in einem Viertel mit einem großen Township – so werden die legalen oder auch illegalen Ansiedlungen von Schwarzen bezeichnet. Aufgrund der Spannungen und der Armut in den Townships kommt es in Vierteln, die ein Township haben häufiger zu Einbrüchen als in Vororten ohne Township.

Die Kriminalität in der Stadt ist einfach zu vermeiden – man geht nicht hin :D. Oder aber, man hält sich an das internationale Gebot: keinen Reichtum zur Schau tragen und umsichtig sein. Einen sechsten Sinn entwickeln und auf sein Bauchgefühl vertrauen: wenn eine Gegend dodgy aussieht – dann ist sie es auch!

Abends ausgehen in Kapstadt ist so eine Sache. Auch das ist ganz abhängig davon, in welchem Viertel man sich befindet. In der Innenstadt ruft man ein Uber und verlässt den Club oder das Restaurant erst dann, wenn der Fahrer direkt vor dem Club steht. Dann geht man raus und die Türsteher haben ein Auge auf einen, bis man im Auto sitzt.

Das wäre mein Rat an Touristen.

Ich habe absolut kein Problem mittlerweile alleine abends ins Labia Kino zu gehen und in einer Seitenstraße zu parken. Die ‘park guards’ sind im Normalfall nette Kerle, die zwar nicht unbedingt auf das Auto aufpassen, aber eben präsent sind.

Und natürlich ist man nirgendwo auf der Welt gefeit gegen ‘am falschen Ort zur falschen Zeit’ – das kann man dann unter Schicksal verbuchen und so traumatisch solche Erlebnisse/Vorgänge auch sind: sie entziehen sich unserer Kontrolle.

Wie der Wächter am Mount St.Helens, der frei hatte an dem Tag als der Vulkan ausbrach, aber 11 Jahre später bei einem Vulkanausbruch in Japan zu Tode kam (Bill Bryson in ‘A short history of nearly Everything’).

Süd Afrika ist ein großartiges Land und, wenn man sich umsichtig verhält nicht gefährlicher als viele andere Länder.

Kurz zusammen gefasst:

  • Area check vorm Anmieten/Kaufen eines Hauses/Wohnung
  • Niemals den Helden/die Heldin spielen, sondern das Handy direkt heraus rücken
  • Sich immer seiner Umgebung bewusst sein
  • Keine ‘Reichtümer’ zur Schau stellen (Kamera, Schmuck…)